• Logo des 17. Zukunftsforums für Ländliche Entwicklung (2024): "Land.Schöpft.Wert."

Zukunftsforum Ländliche Entwicklung 2024:
Starke ländliche Regionen sorgen für Wertschöpfung und Zusammenhalt

Bundesminister Robert Habeck lobt bei Eröffnungsveranstaltung das MarktTreff-Projekt – Schleswig-Holstein auf Bundesebene mit Vorsitz bei der ArgeLandentwicklung

B e r l i n   MT 05.02.2024 – Das 17. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) stand unter dem Titel „Regionale Wertschöpfung in ländlichen Räumen“. Am 24. und 25. Januar 2024 trafen sich in Berlin rund 1.800 Expertinnen und Experten auf der größten nationalen Plattform für ländliche Räume zu Fachvorträgen, zum Wissenstransfer und Austausch.

Eröffnungsveranstaltung des 17. Zukunftsforums: Podium mit Bundesministern Habeck und Özdemir
Bundesminister Robert Habeck im Austausch mit Bundesminister Cem Özdemir: MarktTreff als Modell um „soziale Energie zu schaffen".

Auf der zentralen Eröffnungsveranstaltung im City Cube der Berliner Messe hob Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck im Podiumsgespräch mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir als Beispiel die Entstehung und Rolle von MarktTreffs für ländliche Gemeinden hervor. Erst würde die Post schließen, dann die Sparkasse und am Ende das Café. Man habe nicht versucht „die alte Infrastruktur permanent zu erhalten und zu bewahren. Sondern das, was sie leisten soll, Dienstleistungen für die Menschen, soziale Energie zu schaffen“, diese wieder neu herzustellen. Dabei betonte Habeck den Einsatz staatlicher Förderung: Wenn eine der Institutionen, in der Regel der Supermarkt, die anderen miteinbinde in seine Struktur, würde ein MarktTreff geschaffen. Habeck hat das Projekt während seiner Zeit als Schleswig-Holsteinischer Landwirtschaftsminister intensiv kennengelernt und besucht.

Ina Abel (2. von links) mit Forumsteilnehmer:innen
Ina Abel, Abteilungsleiterin für Nachhaltige Landentwicklung im MLLEV und Vorsitzende der ArgeLandentwicklung (2. von links) mit Fachforumsteilnehmer:innen aus Bayern (von links): Felix Schmidl, Alfred Wolf, Huberta Bock, Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Thiemann.

In den 28 nachfolgenden Fachforen wurde unter dem Motto „Land.Schöpft.Wert. – Starke ländliche Regionen“ über zentrale Themen und verschiedene Strategien der regionalen Wertschöpfung informiert und diskutiert. Zahlreiche Interessierte besuchten die parallel-laufenden Livestreams im Internet.

„Innovation ist wichtiger Bestandteil für die Entwicklung der ländlichen Räume.“ Damit eröffnete Ina Abel, Abteilungsleiterin für Nachhaltige Landentwicklung im Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holsteins das Fachforum „Innovation durch Integrierte ländliche Entwicklung“. Ina Abel ist bis 2025 zugleich Vorsitzende der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung).
„In Schleswig-Holstein haben wir die MarktTreffs“, erläuterte Abel: „Das ist ein Beispiel für Innovation und viele Städter schauen bereits darauf.“ Ziel des Fachforums war es, Strategien und Gute-Praxis-Beispiele kennenzulernen, wie regionale Wertschöpfung vor Ort initiiert werden kann und diese gleichzeitig die Daseinsvorsorge verbessert.

Im Rahmen der Beiträge wurde der Bogen gespannt von „Neues Leben auf alten Höfen“ in Schleswig-Holstein über die Entwicklung einer Regionalmarke im Brandenburgischen bis zu den „HeimatEntwicklern“ in Bayern.
Katharina Glockner vom Büro RegionNord, Itzehoe, stellte das Projekt „Steinburgs Höfe“ vor. Ein Herzensprojekt der Beteiligten, das gleich in mehrfacher Hinsicht
modellhaft ist und zum Ziel hat, in bestehender dörflicher Bausubstanz neue Wohn- und Wirtschaftsräume zu schaffen. Das Projekt besteht aus zwei Modulen.
Erstens: Eigentümer:innen von historischen Gebäuden mit landwirtschaftlichem Bezug, die vor 1945 errichtet wurden, erhalten zunächst kostenfreie Erstberatung durch einen erfahrenen Architekten. Auf dieser Grundlage könnten die Eigentümer:innen die Förderung einer baulichen Beratung und einer Konzepterstellung beim Kreis Steinburg beantragen. Anfangs sei diese Konzepterstellung mit LEADER-Mitteln kofinanziert worden, nun wird sie aufgrund des großen Erfolgs des Projektes vom Kreis mit eigenen Mitteln fortgeführt.
Zweitens, die Investitionsförderung: Die Eigentümer:innen können sich für die Umsetzung des Konzeptes um eine GAK-Förderung bewerben. Das Projektauswahlverfahren werde vom Kreis in Abstimmung mit dem Land organisiert.
„Zum einen stärken wir durch Projekte mit neuen Dienstleistungsangeboten und neu geschaffenen Arbeitsplätzen die Wirtschaftskraft im ländlichen Raum nachhaltig und tragen zur Sicherung der Grundversorgung und des kulturellen Erbes bei. Zudem tragen wir zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und Behebung von Gebäudeleerständen bei“, freute sich Ina Alter, Referentin und zugleich MarktTreff-Koordinatorin im schleswig-holsteinischen Ministerium für ländliche Räume.
Die Erfahrungen aus dem Modellprojekt könnten auch weiteren Gemeinden Anregungen für ihre jeweilige Ortskernentwicklung geben: Weitere Informationen zum Projekt sind online erhältlich (www.steinburgs-hoefe.de).

Die „HeimatEntwickler“ in Bayern versuchen durch niedrigschwellige Initiativen Mehrwerte für die Region zu schaffen. „Wir begleiten mutige Menschen, die teils ‚spinnerte’ Ideen haben, auf dem Weg zu erfolgreichen Umsetzungen.“ Denn wenn „in ländlichen Gemeinden das Wirtshaus oder der Dorfladen schließt, bricht viel mehr weg“ und diese Lücke sei schwer wieder zu schließen, erläuterte „HeimatEntwickler“ Felix Schmidl. Doch wie gegensteuern? Als wichtiger Faktor wurde in den Beiträgen „die Kooperation“ genannt – vor Ort, in der Region, als länderübergreifender Austausch. „In vielen Aspekten habe ich unser MarktTreff-Modell erkannt“, zog Ministeriumsreferentin Ina Alter zu den Anregungen in der Veranstaltung Bilanz.

Katharina Glockner, Büro RegionNord
Das Zukunftsforum erneut als hybrides Format: Katharina Glockner, Büro RegionNord, präsentierte per Videoschalte neues Leben auf alten Höfen (links).
Dr. Stephanie Bock, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
Fachforum per Livestream mit Dr. Stephanie Bock, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu; rechts).

farmwissen.de – wie Digitalisierung „made in SH“ Verbraucherwissen schafft

Ein weiteres Projekt – wie MarktTreff beheimatet in Schleswig-Holstein – liefert Impulse zur Leitfrage „Wie stärkt Digitalisierung regionale Wertschöpfung?“. Diskussionsort dafür das Panel „Digital & regional – Wertschöpfungsketten neu denken“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Torben Rahn von der Flensburger Fachhochschule skizzierte in seinem Vortrag das bis 2025 laufende, mit 1,4 Mio. Euro dotierte BMEL- und BLE-Projekt „DigiZert“ (kurz für „Digitales Zertifikatsystem“). Rahn ist Mitglied eines achtköpfigen Teams der beiden Lehrstühle Agrartechnik und Agrarökonomie an Deutschlands nördlichster Hochschule. Gemeinsam mit kooperierenden Landwirtschafts- und Lebensmittel-Betrieben in Niedersachsen arbeiten sie derzeit an einer „verlässlichen Dateninfrastruktur für die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette“, beschrieb Entwickler Rahn; angefangen bei Vorleistungen im landwirtschaftlichen Betrieb über Ackerbau, Großhandel, Be- und Verarbeitung bis hin zu Lebensmitteleinzelhandel und Endverbraucher:in am Obst- und Gemüseregal.
Die Entwickler:innen hätten die heimische Kartoffelproduktion und damit gleich einen ökonomisch bedeutsamen Zielmarkt ausgewählt: immerhin sei laut Projektangaben Deutschland mit einem Fünftel der Gesamtproduktion der größte Kartoffelproduzent in der ganzen EU; davon entfielen allein die Hälfte wiederum auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Digitale Hilfen, die zukünftig zum Einsatz kommen könnten, adressierten eine Vielzahl von Zielgruppen und deren je unterschiedlichen Anforderungen; ob lückenlose, weil automatisierte Dokumentationshilfe oder dank Blockchain gesicherte IT-Organisation eines digitalen Zertifikatehandels.

Ein erster, ganz praktischer und für alle im Web offen zugänglicher Output des Projekts ist die Internetplattform farmwissen.de.
Das „Farm-Wiki“ darin liefert ein Nachschlage-Glossar und Wissen: Ein Angebot, das sich insbesondere an die interessierte Öffentlichkeit wie Verbraucher:innen richtet.
Praxisleitfäden mit Anleitungen dazu, wie beispielsweise mithilfe der hofeigenen digitalen Wetterstation der optimale Saattermin bestimmt werden kann, ergänzen die Plattform mit Anwendungswissen für Praktiker:innen und Fachleute.

Was die Erfolgsfaktoren „resilienter Wertschöpfungsketten“ sind

Bereits 2011 gründete sich der unabhängige Fachverband der „Freien Bäcker“. Ziel der Initiator:innen war es, die Souveränität ihres Handwerks zu bewahren und zukunftsfähig auszugestalten. Anke Kähler, Vorstand des Die Freien Bäcker e. V., schilderte zum Hintergrund: „Wir hatten ‘mal 55.000 Mühlen, jetzt sind es noch rund 170.“ Dabei sei wirtschaftliche Vielfalt auf allen Ebenen ganz wichtig. „Der Zeit- und Effizienzdruck ist enorm gestiegen. Wir alle wollen sinnstiftend arbeiten.“
„Wir“, das ist eine Kooperation von Wissenschaft, Verwaltung und Fachverband, die Herausforderungen, Potenziale und Erfolgsfaktoren einer regionalen Wertschöpfungskette beleuchte. Konkret heißt das: Ein Denken „von der Schrippe her“. Wie werden Grundstoffe angebaut, wie wird mit dem Land umgegangen, wie wird das Getreide verbacken und wie gerät das Brötchen an die Kund:innen?

Mehr Bildung zu Ernährung sei ein wichtiges Anliegen, deshalb führe man Veranstaltungen wie die „Lokale Brotzeit“ durch. Kähler wies auch auf die neue Funktion von Backstuben in dünn besiedelten ländlichen Gemeinden hin: „Wir haben Backstuben mit sozialen Funktionen.“ Das ginge bis zur Durchführung von Jazzkonzerten und Bildungsveranstaltungen.
Dr. Torsten Siegmeier von der Universität Kassel schätzte die Rolle der Wissenschaft ein: „Der Transfer von Lösungen ist nicht effizient genug“, Transformationsprozesse liefen zu langsam ab. Deshalb setze man auf das Instrument der Reallabore: „Wir bringen alle Akteure der gesamten Kette zusammen. Wir nennen das Co-Kreation von Wissen.“

„Kommunen innovativ“ – wie Forschung und Praxis Hand in Hand gehen

Gerade in ländlichen Regionen ist das bürgerschaftliche Engagement unverzichtbar für tragfähige Daseinsvorsorge. Doch auch hier erfährt das Fundament Risse: demographischer Wandel und damit weniger Ehrenamtler:innen, gestiegene Belastungen in Arbeit und Familie, enge finanzielle Spielräume der Städte und Gemeinden verlangen nach neuen Antworten. Wie schaffen es Kommunen, Engagement und Ehrenamt zu stärken und zukunftsfest aufzustellen? „Kommunen innovativ“, eine Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), liefert gute Beispiele (www.kommunen-innovativ.de).

Referierende wie Dr. Stephanie Bock, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), und Dr. Michael Kolocek, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS), präsentierten erste Ergebnisse und Erkenntnisse aus der aktuell laufenden Förderrunde des Bundes; mit dabei sind von 2021 bis 2024 Verbundvorhaben für die Stärkung der Daseinsvorsorge in insgesamt elf ausgewählten Kommunen und Regionen. Eine gemeinsame Klammer sei es „einen Beitrag zu leisten, gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land zu fördern“, so Bock im Fachforum „Berechenbar und Bezahlbar? Ehrenamt und Engagement in ländlichen Regionen“.
Und ein wesentlicher Schlüssel für die Zukunft – so eine Erfahrung aus allen elf Vorhaben – sei es, auch künftig auf die Devise zu setzen: „Innen entwickeln. Stadtzentren und Ortskerne als lebendige Wohn- und Lebensorte stärken.“
Kooperieren und Allianzen bilden, interkommunal und mit neuen Partnern handeln, mutig experimentieren (etwa mit neuen gemeinschaftlichen Finanzierungsinstrumenten) stellten nur einige von vielen Umsetzungsmethoden dar, die den Verantwortungsträger:innen in den beteiligten Kommunen sowie Regionen zur Empfehlung stünden.

Und in Hinblick auf den als nicht effizient genug kritisierten Transfer von Lösungen: Was ließe sich für andere Nachfolgeprojekte und interessierte Nachahmer:innen empfehlen? Ein Ansatz: Vor allem die Kommunen noch mehr in die Forschung einbeziehen.
ILS-Referent und „Kommunen innovativ“-Projektmanager Kolocek erläuterte dazu das Anwenden von Citizen Science in der wissenschaftlichen Begleitforschung – durch Aktivieren von und Kooperieren mit älteren Menschen vor Ort, gerade für Ortsentwicklungsthemen in Kleinstädten in eher ländlich geprägten und strukturschwachen Räumen ein geeignetes sozialwissenschaftliches Tool. Es gelte sogenannte transformative Forschungsprojekte zu konzipieren und in die Tat umzusetzen: Konkret bedeutet das beispielsweise Beteiligungsformate wie Anwohner:innen-Interviews, Diskussionsveranstaltungen oder Workshops zu nutzen um Ehrenamt nachhaltig besser aufzustellen; allen Rissen zum Trotz dann mehr und neue Ehrenamtler:innen für künftige Aufgaben zu gewinnen. Bei einem solchen Weg gingen Forschungsarbeit und Ehrenamtstärkung Hand in Hand – und auch so entstehe regionale Wertschöpfung durch Engagement und Beteiligung.

Grüne Woche, Halle 23, Berlin: Stand des BMEL
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW): Blick in die Halle des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Was es bedeutet, Daseinsvorsorge vermehrt „gemeinWirtschaftlich“ zu gestalten

Wenn öffentliche und private Versorgungsangebote wegbrechen, sind neue Formen der örtlichen Daseinsvorsorge notwendig. Verstärkt nehmen Bürgerinnen und Bürger die Initiative in die Hand und organisieren sich selbst: in Vereinen, in Stiftungen, Genossenschaften oder gemeinnützigen GmbHs. Innerhalb des MarktTreff-Netzwerks gehen zum Beispiel die Gemeinden Brekendorf, Brodersby-Goltoft, Gülzow und Kirchbarkau bereits erfolgreich Wege der genossenschaftlich betriebenen Nahversorgung.
Was dabei zu beachten ist, welche guten Beispiele Orientierung bieten können, dazu hat die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) eine Bestandsaufnahme beauftragt. Die Verfasser Prof. Thomas Klie, Universität Freiburg und Prof. Peter Dehne, Hochschule Neubrandenburg, stellten die Studie vor.

Ausgangspunkt war die Idee der sorgenden Gemeinschaft und die zunehmende Bedeutung der Selbstorganisation. Klie wies eingangs auf neue hybride Ansätze zur
Gestaltung von Daseinsvorsorge hin. Dabei gehe der Blick weiter als zu schon bekannten Formen wie Bürgerbus und Dorfladen.
Hervorgehoben wurden fünf Beispiele aus verschiedenen Bundesländern: Dorflinde Langenfeld (Bayern), getragen von 150 Ehrenamtlern; Dorfgemeinschaft Flegessen, Hasperde, Süstel (Niedersachsen), die selbst einen Dorfladen, ein Café und eine Akademie betreiben; die Lebensgemeinschaft Klein Jasedow (Mecklenburg-Vorpommern).
Auf zwei Projekte wurde näher eingegangen: auf die Region Seltenrain (Thüringen) mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Leben im Alter sowie auf die Gemeinde Kirchboitzen (Niedersachsen), die das örtliche Gasthaus „gerettet“ sowie einen Bäckerladen mit Sparkasse errichtet hat.
Studien-Koautor Dehne betonte, jeder Ort hätte andere Voraussetzungen für den Erfolg. Wichtige verbindende Kriterien seien Verständnis der Akteure, eine kritische Masse an Wissen und Erfahrung, Transparenz – und ein langer Atem. Zudem müsse das Dreieck Bürgerschaft – Politik – Verwaltung zusammenspielen. Als Startpunkte beschrieb er generell Neuanfänge, Wandel und Bedrohung, Einzelinteressen wie Wohnen im Alter und kommunale Entwicklungen. Nach der Startfinanzierung sei die Deckung des laufenden Betriebs die größte Herausforderung.

In der Diskussion eröffneten Vertreter:innen aus Seltenrain und aus Kirchboitzen Einblicke in ihre Projekte. Ein positives „Mindset“ sei notwendig: So könne man unter dem Motto „Wir müssen uns zuerst bewegen“ andere inspirieren. In der 630-Seelen-Gemeinde Kirchboitzen habe man innerhalb kurzer Zeit mit einer Genossenschaft das Gasthaus retten können. Von Beginn an war klar, eine Dividende würde nicht gezahlt, der soziale Mehrwert stehe im Mittelpunkt. Für weitere Initiativen hätten die Kirchboitzener:innen gemeinsam eine GmbH gegründet.
In Seltenrain widme man sich gleich mehreren Zukunftsthemen: Wohnen im Alter, Mobilität mit einem vereinsgetragenen Fahrdienst – und neu: dem Angebot Gesundheitskiosk mit telemedizinischer Anbindung.
Übereinstimmend warben die Vertreter:innen aus beiden Projekten für eine Mentalität des „Einfach-Machen“. Die Bürgerinnen und Bürger sollten beteiligt werden, aber sie müssten nicht die Komplexität der Projekte verstehen, sondern von den Vorteilen profitieren. Alle Aktivitäten würden den Zusammenhalt und die demokratische Kultur stärken.

Minister Robert Habeck besuchte 2017 den MarktTreff Sehestedt
Besuchte als Schleswig-Holsteinischer Landesminister die MarktTreffs: Robert Habeck im Jahr 2017 in Sehestedt, hier im Gespräch mit der damaligen Bürgermeisterin Rita Koop.

„Regionale Wertschöpfung ist vielfältig und bunt“

Ebenfalls aus dem Bereich Förderung und Investition war die Landwirtschaftliche Rentenbank auf dem Zukunftsforum vertreten (Fachforum „Modelle für regionale Wettschöpfungszentren“). Die in Frankfurt am Main ansässige Anstalt ist die zentrale Kreditinstitution und Förderbank der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Chefsyndikus Jens Kollmann gab Einblick in die Förderpraxis und stellte das Darlehensprogramm für die sechs – von der Rentenbank eigens erarbeiteten – „Zukunftsfelder im Fokus“ vor: Die Felder reichen von der regionalen Lebensmittelproduktion und Direktvermarktung bis hin zur Investitionsunterstützung für Hofnachfolger:innen und Existenzgründer:innen – insbesondere die vielen kleinen und mittleren Unternehmen in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch Privatpersonen und Kommunen seien Hauptadressaten des Programms.
„Regionale Wertschöpfung ist vielfältig und bunt. Für uns ist es deshalb wichtig, dass wir hier im Austausch sind“, betonte Kollmann nochmals die Bedeutung des diesjährigen Titelthemas des Berliner Fachkongresses.

„Erfolgsmodell MarktTreff“ – Schleswig-Holstein ist gut aufgestellt

Marina Rotermund, Referatsleiterin Ländliche Entwicklung im Landwirtschaftsministerium in Kiel, ging mit ihrem Fazit in eine ähnliche Richtung und freute sich über die vorgestellten Impulse: „In den Vorträgen und in zahlreichen Gesprächen habe ich hochmotivierte Akteurinnen und Akteure aus vielen Bundesländern kennengelernt. Das Zukunftsforum wird seiner Rolle gerecht: Menschen und Ideen zusammenbringen. Unser schleswig-holsteinisches Erfolgsmodell MarktTreff ist prominent hervorgehoben worden und passt gut in diese Entwicklung.“ Hier werde mehr als Einkaufen und Dienstleistungen zusammengebracht: nämlich Nahversorgung, Wertschöpfung und Zusammenhalt.

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs

Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter: 
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de

Das Projekt MarktTreff wird gefördert durch den europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) und das Land Schleswig-Holstein. 

Fotos: BMEL / Photothek, MLLEV / DLKG, MarktTreff SH / ews group

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